August 1, 2013 10:30 am

Steigende Schuldenquoten in der Eurozone

Die europäische Statistikbehörde Eurostat meldet für das Ende des 1. Quartals 2013 einen erneuten Anstieg der Schuldenquote in der Eurozone. Mit über 160 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steht Griechenland an der Spitze dieser Verschuldungsstatistik, gefolgt von Italien (130,3 Prozent) und Portugal (127,2 Prozent). Den höchsten Anstieg der am BIP gemessenen Schuldenquote vermeldete allerdings Irland: Im Jahresvergleich legte die Verschuldung der Grünen Insel von 107 auf rund 125 Prozent zu. Nur Deutschland (81,2 Prozent), Estland (10 Prozent), Bulgarien (18 Prozent), Dänemark und Lettland konnten ihren Schuldenberg leicht abbauen. Insgesamt weist der Euro-Raum (ER17) einen Anstieg der Schuldenquote auf 92,2 Prozent (4.Quartal 2012: 90,6 Prozent) auf. Auch der EU27-Raum verzeichnete einen leichten Anstieg der öffentlichen Schuldenquote von 85,2 Prozent zum Ende des 4. Quartals 2012 auf 85,9 Prozent.
Verschuldung und Reformstau in Italien besorgniserregend
Öffentlicher Schuldenstand des Euroraums Q1 2013In Anbetracht der deutschen Rekordeinnahmen auf Steuerseite ist es erschreckend, dass Politiker immer wieder Wege finden, die Ausgaben in größerem Umfang als die Einnahmen zu steigern anstelle auf einen Abbau der Schulden hinzuwirken. In der Privatwirtschaft wäre dies nicht möglich. Gleichzeitig wird inzwischen schon beinahe „gewohnt” skeptisch auf den Schuldenberg der Hellenen und Portugiesen geschaut. Im Falle Italiens schrillen die Alarmglocken der anderen Euro-Staaten allerdings immer lauter. Denn anders als in Griechenland und Portugal sind es in Italien mangelnde Strukturreformen, die eine Reduktion der Schulden auf maximal 120 Prozent des BIP verhindern. Darüber hinaus hat Italien als viertgrößte Volkswirtschaft Europas einen wesentlich größeren Einfluss auf die anderen Länder der Wirtschaftsregion.
Schlechte Bonität von Staaten & Privatwirtschaft mit unterschiedlichen Konsequenzen
Ausstehende Kredite trugen im 1. Quartal 2013 beliefen sich ausstehende Kredite auf 18,4 Prozent des öffentlichen Schuldenstandes im Euroraum. Diese Zahl ignoriert den Anteil an Wertpapieren (ohne Anteilsrechte), die zusätzliche 77,1 Prozent zu den Gesamtschulden beitragen. In Anbetracht sinkender Ratings der hochverschuldeten Staaten Europas verwundert die extrem unterschiedliche Behandlung von Staaten und Privatwirtschaft. Während in der Privatwirtschaft eine Insolvenzverschleppung aus gutem Grund einen Straftatbestand (!) darstellt, ist hiervon bei den verschuldeten Staaten Europas keine Rede. Ganz im Gegenteil „belohnt“ die EZB hohe Verschuldung mit immer neuen Rettungspaketen. Auch wenn diese als „alternativlos“ – ein Widerspruch in sich, denn Nichts ist alternativlos – bezeichnet werden, kann kein noch so schlauer Volkswirt sämtliche Interdependenzen des europäischen Wirtschaftslebens seriös in ein Modell fassen. So wundert uns von Debitos immer wieder, warum denn ein Ausscheiden einzelner Euroländer aus der Währungsunion teurer für die verbleibenden Staaten sein soll als ein Verbleib sämtlicher Mitgliedsländer im Euro. Wäre ein Ende mit Schrecken nicht besser als ein Schrecken ohne Ende (und auf Kosten zukünftiger Generationen)? Wir freuen uns auf Ihre Meinung!
 

Dieser Artikel wurde verfasst von Marcello Buzzanca

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