Privatinsolvenzen in 2012 rückläufig
Das Schuldenbarometer 2012 der Wirtschaftsauskunftei Bürgel hat Gutes zu vermelden: Erstmals seit 2008 ist die Zahl der privaten Insolvenzen unter die „magische“ Marke von 130.000 Fällen gesunken. So meldeten im vergangenen Jahr insgesamt 129.743 Personen Privatinsolvenz an, was einem Rückgang von 4,6 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert entspricht. Bürgel-Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin führt diesen Rückgang auf eine immer noch stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt zurück. Trotzdem, so Sellin, befürchte man für das aktuelle Jahr einen Anstieg der Privatinsolvenzen: „Weil sich der Trend bei den Privatinsolvenzen Ende 2012 umzukehren begonnen hat, gehen wir für das aktuelle Jahr 2013 von leicht wachsenden Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen aus.“ Hierfür spricht auch der Anstieg bei den überschuldeten Verbraucher, die im vergangenen Jahr die Marke von knapp 6,7 Millionen Bundesbürgern erreicht hat.
Nord-Süd-Gefälle bei Privatinsolvenzen
Betrachtet man die Zahl der Privatinsolvenzen auf regionaler Ebene, zeigt sich, dass die meisten Fälle privater Insolvenz in Nordrhein-Westfalen (30.980) und Niedersachsen (16.568) gezählt wurden, während es in Bayern „nur“ 14.478 Privatinsolvenzen angemeldet wurden. Im relativen Vergleich (Verbraucherinsolvenzen je 100.000 Einwohner) ist das Nord-Süd-Gefälle noch ausgeprägter: Bremen führt hier die Statistik mit 272 Fällen an, gefolgt von weiteren nördlichen Bundesländern (Niedersachsen, Schleswig-Holstein). Dahingegen glänzen Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit relativ wenig Privatinsolvenzen (115, 116 und 143 Fälle je 100.000 Einwohner). Auch wenn die Zahl der Privatinsolvenzen sich erfreulich entwickelt, bleiben nach wie vor die Gläubiger von 129.743 Personen auf ihren Forderungen sitzen. Hier bieten innovative Ansätze wie der Verkauf der Forderungen auf Debitos Gläubigern eine Möglichkeit, zumindest einen Teil ihrer Forderung zu erhalten.
Privatinsolvenzen auch mit alters- und geschlechtsspezifischen Unterschieden
Ein weiteres Gefälle lässt sich laut Schuldenbarometer 2012 auch bei den jeweiligen Altersgruppen und deren Anteil an der Gesamtzahl der Privatinsolvenzen ablesen. So stieg die Zahl der gemeldeten Fälle sowohl bei den jüngsten Gruppen (um 3,6 Prozent bei den 18- bis 20-Jährigen und um 1,7 Prozent bei 21- bis 30-Jährigen) als auch bei den älteren Verbrauchern (um 1,2 Prozent bei den über 61-Jährigen) erschreckend an. Nach wie sind die meisten Privatpleiten jedoch in der Gruppe der 41- bis 50-Jährigen (29,3 Prozent) zu verorten, gefolgt von den 31- bis 40-Jährigen (25,5 Prozent). Zudem werden 58,3 Prozent aller Privatinsolvenzen von männlichen Personen angemeldet.