September 14, 2016 12:55 pm

NPLs: Italiens Banken wanken

Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi steht unter Druck. Angesichts der Schieflage, in der sich viele große und renommierte Kreditinstitute der Halbinsel aufgrund eines enormen Berges an notleidende Forderungen befinden, muss er gar um sein Amt fürchten. So könnte er beim Anfang Oktober anstehenden Referendum abgestraft werden – und zwar vor allem von den Kleinanlegern, die bei drohenden Bankenpleiten zur Kasse gebeten werden könnten . Umso intensiver ist demnach Renzis Suche nach Verbündeten und Lösungen auf europäischer Ebene. Seit längerer Zeit verhandelt seine Regierung mit der EU um eine Lockerung der Stabilitätskriterien und letztlich auch darum, ungestraft neue Schulden machen zu dürfen, um die Rekapitalisierung italienischer Banken schneller und effizienter voranzutreiben – wenn möglich, ohne dabei die Sparer belasten zu müssen. Ob mit oder ohne Euro-Rettungsschirm ESM, wird sich wohl bald zeigen.
Sorgenkind Monte dei Paschi di Siena
Die Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena entpuppte sich beim jüngsten EZB-Stresstest als Schlusslicht, mit einer Kapitalquote von minus 2,4 Prozent. Entsprechend besorgt fiel das Statement der Bank zu den Testergebnissen aus: “Test results show a very severe impact for the Bank in the “adverse” scenario, indicating a 2018 CET1 ratio of -2.2%, whereas, in the “baseline” scenario, the CET1 ratio for 2018 is confirmed at 12%.” Auch die italienische Mutter der HypoVereinsbank, UniCredit, konnte mit einer Kernkapitalquote von 7,4 Prozent nicht überzeugen. 360 Milliarden Euro soll der Berg an faulen Krediten italienischer Banken Schätzungen zufolge betragen.
NPL-Gesamtsumme italienischer Banken entspricht 1/5 des italienischen BIP
Zu Fragen rund um die ausfallgefährdeten Kredite italienischer Banken, äußerte sich jüngst Professor Alex Weissenberger, Volkswirt an der Universität Bozen, in einem Radiointerview mit WDR 5. Weissenberger mahnt an, dass die Gesamtsumme der faulen Kredite italienischer Banken 1/5 der italienischen Wirtschaftsleistung entspreche und dass die Situation auf der Halbinsel ein Beispiel dafür sei, dass all die EZB-Maßnahmen – also Negativzinsen bei Anleihen und Anleihenkäufe – nicht gegriffen haben und das seit gut 10 Jahren fehlende Wachstum der italienischen Volkswirtschaft bisher nicht abfangen konnten. Die Eigenkapitalausstattung ist schlicht und ergreifend zu gering, um die Masse an faulen Krediten auffangen zu können. Zudem erläuterte Weissenberger die Erwartungen der Italiener an Renzi. Bei einem Bankenausfall wären die Kleinsparer betroffen. Insofern müsste ihrer Auffassung nach die Lösung darin liegen, Aktionäre zur Kasse zu bitten und die Kleinsparer gleichzeitig zu verschonen.
Abbau notleidender Kredite von vitaler Bedeutung für Italiens Banken
Die Ergebnisse des jüngsten EZB-Stresstests und auch die Befürchtungen von Professor Alex Weissenberger zeigen es deutlich: Der Abbau notleidender Kredite ist von vitaler Bedeutung für Italiens Banken – und nicht zuletzt auch für die Stabilität des Euroraums. Umso wertvoller für sie, dass auch sie seit 2015 Zugang zur Debitos Forderungsbörse haben und hierüber Non-Performing-Loans (NPLs) in Liquidität umwandeln können. Rund 420 Investoren – also Fonds, Investmentbanken, Inkassounternehmen und Rechtsanwälte – mit einem Kapital von über 1,3 Milliarden Euro sind mittlerweile aktive Käufer auf unserem Online-Marktplatz.
Ein attraktives Umfeld also, um notleidende Kredite bei minimalem Koordinationsaufwand und unübertroffener Transaktionsgeschwindigkeit in maximierte Verkaufserlöse umzuwandeln. Hält man sich vor Augen, dass bis Ende 2015 Forderungen im Nominalvolumen von mehr als 1 Milliarden Euro über die Debitos Forderungsbörse veräußert wurden, wird das Bild der sich bietenden Chancen gerade auch für italienische Banken noch klarer, die Last an Non-Performing-Loans gewinnbringend und schnell zu verringern.

Dieser Artikel wurde verfasst von Marcello Buzzanca

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