Christine Lagarde wird neue EZB-Präsidentin
Jubel und ein bisschen Kritik: Die IWF-Chefin Christine Lagarde wird ab November Mario Draghi (71) an der Spitze der EZB ablösen. Laut Medienberichten haben sich am vergangenen Dienstag die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union darauf geeignet, die 63-Jährige als neue EZB-Präsidentin zu nominieren. Lagarde wird ihr neues Amt voraussichtlich ab November dieses Jahres bekleiden; Ende Oktober läuft die Amtszeit Draghis ab.
Die studierte Juristin leitet seit 2011 den IWF in Washington. Zuvor war Lagarde Wirtschafts- und Finanzministerin in Frankreich (2007-2011). Laut dem Magazin „Forbes“ zählt die Französin als drittmächtigste Frau der Welt – nach Angela Merkel und Theresa May.
Einem Bericht der FAZ zufolge gilt die Kompetenz der Französin in Fachkreisen als unumstritten. Sie zähle zu dem Lager der „Tauben“, also den Vertretern, die für eine lockerere Geldpolitik stehen. Es wird allgemein erwartet, dass Lagarde den EZB-Kurs des billigen Geldes fortsetzt. Auch an der Börse sorgte die Bekanntgabe für viel Begeisterung: Am Folgetag schoss der DAX prompt in die Höhe und schaffte den Sprung über die Marke von 12.600 Punkten.
Zugleich werfen Kritiker der 63-Jährigen ihre damaligen Meinungsäußerungen im Zusammenhang mit der Euro-Krise vor. Lagarde hatte sich nach Ausbruch der Schuldenkrise am Schüren der Rettungskreditpakete für Griechenlang beteiligt, die mitunter als Verstoß gegen die sogenannte „No Bailout“-Klausel angesehen werden. Demnach haftet kein EU-Mitgliedsstaat für Schulden und Verbindlichkeiten eines anderen Mitgliedsstaates.
Bis zur Wahl im Herbst wird Lagarde ihr Amt als IWF-Chefin ruhen lassen. Wer umgekehrt ihren Posten an der Spitze des Währungsfonds einnehmen wird, ist noch unklar. Traditionell wird das Amt von einem Europäer besetzt. FAZ; n-tv
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