Trends in der Finanzierung für den deutschen Mittelstand
Vor einigen Tagen schockte die Nachricht „Der Nürburgring ist pleite!“ vor allem die Fans schneller motorisierter Fahrzeuge jeglicher Art. Allerdings hätte auch der Steuerzahler – und damit wir alle – geschockt sein müssen. So argumentierte Ministerpräsident Kurt Beck noch im April, dass gar kein Steuergeld geflossen sei, denn schließlich sei alles von der Gesellschaft finanziert, die den Nürburgring trage. Die perfide „politische Logik“ dahinter: Die Nürburgring GmbH ist lediglich eine Tochter des Landes und nicht das Land selbst… Gleichzeitig geht Deutschland für jeden Griechen ca. 8.000 Euro an Verpflichtungen ein, während Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen zusammen im Jahr 2011 für jeden Bundesbürger 152 Euro Schulden aufgenommen haben. Vor dem Hintergrund dieser Dimensionen mögen die Herausforderungen der Finanzierung für den Mittelstand irrelevant erscheinen. Für den betroffenen Unternehmer aber sind sie essentiell, und daher ergreifen wir von der Debitos Forderungsbörse dieses Thema auf.
Mittelstand sieht Finanzierungssituation kritisch
Mittelständischen Unternehmern ergeht es derzeit oftmals wie jenem Münchner, der innerhalb von sieben Jahren mit der Unterstützung seiner Hausbank sein Unternehmen auf einen Umsatz sechs Mio. Euro aufgebaut hat. Nun aber wird seine Bank immer restriktiver, verweigert die dringend benötigte Erhöhung der Betriebsmittellinie und blockiert konsequent Besicherungen für eine alternative Finanzierung. Diese Situation, so zeigt eine aktuelle Unternehmerumfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), finden immer mehr Mittelständler vor. Daher schätzen auch rund 40% der befragten Unternehmen ihre Finanzierungssituation als befriedigend oder sogar schlechter ein.
Alternative Instrumente noch mit nur geringem Zuspruch
Jeder Unternehmer weiß, dass Wachstum und Investitionen sich nur mit ausreichender Liquidität realisieren lassen. Hierfür stehen jedem Geschäftsführer verschiedene Finanzierungsinstrumente zur Verfügung, von denen die meisten auch bekannt sind: Leasing, Factoring, Mezzanine und Asset Backed Securities sind nur einige der alternative Möglichkeiten. Weniger bekannt sind neue Möglichkeiten, die sich unter anderem über den Forderungsverkauf im Auktionsverfahren ergeben. Allerdings gibt es auch Lichtblicke: so stellte die Stuttgarter Börse bereits im Herbst 2011 fest, dass die Unternehmensanleihe (Corporate Bond) als ergänzendes Finanzierungsinstrument im Mittelstand angekommen ist. Die Frage bleibt, wie lange es noch dauern wird, bis der Mittelstand die Vorteile der verfügbaren alternativen Finanzierungsinstrumente erkennt und sich proaktiv von seiner Hausbank zu lösen beginnt. Was ist Ihre Einschätzung?