Ciao Italy: Sinkende Zahlungsmoral und Bonität
Zum Montagmorgen starten wir mit mehreren Meldungen, die das Vertrauen der Anleger in Italien erschütterten: Zuerst senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s ihr Rating für Italien von BBB+ auf BBB „mit negativem Ausblick“. Damit befinden sich die Anleihen der drittgrößten Volkswirtschaft Europas kurz vor Ramschniveau. Darüber hinaus meldete der Kreditversicherer Coface auch noch einen dramatischen Einbruch der Zahlungsmoral italienischer Unternehmen: Nicht zuletzt aufgrund der nun schon länger anhaltenden Rezession und eines Rückgangs der Wirtschaftsleistung um 2,4 Prozent im Jahr 2012 (für 2013 wird mit einem weiteren Rückgang um 1,7 Prozent gerechnet) lassen sich sowohl die öffentliche Hand als auch die Privatwirtschaft sehr viel Zeit bei der Bezahlung ihrer Rechnungen. Mittlerweile ist die italienische Nichtzahlungsquote siebenmal höher als in Frankreich. Das will etwas heißen, entzog doch am vergangenen Freitag mit Fitch auch die dritte Ratingagentur Frankreich die Bestnote AAA und verpasste dem Land das Rating AA+. Für beide Länder scheint aus heutiger Perspektive eine baldige Erholung weit entfernt zu sein. Da hilft es auch nicht, dass Italien die eigenen Schulden begleichen will – in 12 Monaten.
In nächster Nähe: Der Forderungsverkauf
Deutschen Unternehmen bietet sich zum Glück eine Möglichkeit im Umgang mit säumigen Schuldnern in Italien oder auch Frankreich, welche die Unternehmen vor Ort (leider noch) nicht haben: so ermöglicht Debitos mit ihrer Online-Forderungsbörse den Verkauf von einzelnen Forderungen oder ganzen Forderungsportfolien. Der Clou: qualifizierte Käufer, namentlich Banken, Factoring-Gesellschaften, Fonds, Inkasso-Unternehmen und Rechtsanwälte, übernehmen die Bewertung der Forderungen und bieten im Wettbewerb miteinander auf die Angebote. Auf diese Weise können Unternehmen also nicht nur Forderungen mit Zahlungsziel in der Zukunft sondern auch bereits ausgemahnte und titulierte Forderungen handeln. Immer mehr Unternehmen nutzen Debitos als Ergänzung zur klassischen Warenkreditversicherung und Factoring, müssen sie auf der Plattform doch keine Rahmenverträge abschließen und erhalten sich auf diese Weise ihre Flexibilität.
In näherer Zukunft
Weder Standard & Poor’s noch Coface sehen aktuell Anzeichen dafür, dass sich in näherer Zukunft Zahlungsmoral oder Kreditwürdigkeit in Italien verbessern werden. Dafür sei das Potential für anhaltende Zahlungsstörungen zu groß: Viele kleine und Kleinstunternehmen sind immer stärker von der Insolvenz bedroht, da ihre Auslastung aufgrund geringer werdender Kaufkraft und hoher Arbeitslosigkeit stetig abnimmt. Dies wird mit schlechterer eigener Zahlungsmoral aufzufangen oder zumindest abzufedern versucht. Aber nicht nur die kleinen sondern auch die größeren Unternehmen spielen dasselbe Spiel. Ein Teufelskreis, aus dem aktuell kein Entkommen ist. Hinzu kommt die öffentliche Hand Italiens, die Zahlungen ungewöhnlich lange verzögert. Bis zu 170 Tage müssen Auftragnehmer warten bis öffentliche Auftraggeber ihre Forderungen begleichen. Zum Vergleich: In Frankreich beträgt die durchschnittliche Dauer 60 Tage, in Portugal und Griechenland 135 respektive 159 Tage. Dieses lange Warten die Bezahlung erbrachter Leistungen schwächt die Liquidität und damit die Wettbewerbsfähigkeit italienischer Unternehmen zusätzlich. Und so wundert es wenig, dass immer mehr Kredite in Italien notleidend werden, mit denen diese Forderungen querfinanziert werden müssen.